Varanasi

Der alte Lonely Planet hat es so schön beschrieben:

Wer nach Varanasi kommt, sollte sich auf einiges gefaßt machen: Kashi, Stadt des Lebens, wie sie früher genannt wurde, ist einer der buntesten, gnadenlos chaotischsten und indiskretesten Orte der Welt und gilt als eine der sieben heiligsten Städte des Hinduismus.

Wer sich ausgiebiger interessiert, warum es immer wieder auch die gleichen Leute wie mich hierher zieht, sollte sich diesen Link anschauen:

https://www.voxspace.in/2017/05/07/microfilm-varanasi/

Ansonsten kann man mich weiterhin bei diesem Rausch der negativen und positiven Unfaßbarkeiten begleiten, die einem täglich passieren, wenn man sich auf diese Stadt einläßt.

Ankunft am 26.2.2020

Der Zug von Allahabat nach Varanasi kam pünktlich, ich fegte drei Männer von meinem Platz und machte es mir bequem. Bis auf einen leichten Pisse-Geruch (der Zug fuhr schon fast 2 Tage, bis er in Allahabad ankam) war es eine prima Fahrt. Angekommen, der übliche Zirkus mit den Rikschafahrern, die einem dann vor dem Godowlia-Circle, an der St. Thomas Church absetzen müssen, da man von dort aus zum Hotel am Ghat 1 km laufen muß.

Spätnachmittags dann runter zu den Ghats, Richtung Sita GH, wo ich meinen Sundowner trank. Mittlerweile teuer geworden, die Bierdose 0,5 – 300 Rs = 3,50€. Der Wind war frisch – auch hier in Varanasi ist das Wetter nicht so warm wie in den vergangenen Jahren.

Mein erster Weg sollte mich morgens zum geliebten Blue Lassi Shop führen, aber alle normalen Wege dorthin waren wegen der großen Baustelle versperrt. Also ging nur der Weg über die Ghats, am Manikarnika Ghat hoch und durch die Gassen. Angel freute sich so mich zu sehen und spendierte mir gleich ein Lassi.

Herrlich, dort wieder zu sitzen mit Blick aufs Gassenleben. Die in Gold-orange verschnürten Leichen werden mit dem Ruf „Ram Nam Satya Hai“ an einem vorbei getragen, Kühe, Mopeds und Gemüsewagen behindern sich gegenseitig und überall wuseln Leute durcheinander.

Leider verändert sich Varanasi zur Zeit enorm. Im linken Teil der Altstadt auf`s Main Ghat (Dashashwamedth) geschaut, wurden viele Häuser abgerissen (die Besitzer wurden aber ausbezahlt) und Wege gesperrt. Premierminister Modi lässt einen Korridor bauen, der die Pilger dann auf breitem Weg vom Ganges zum Goldenen Tempel führt und die verstopften kleinen Gassen (Menschen, Kühe, Räder und Mopeds) sollen dann der Vergangenheit angehören.

Des weiteren wird eine Art Fußgängerzone mit Steinplatten gepflastert, die vom zentralen Godowlia Circle runter bis zum Main Ghat führt. Nun kann man sich das Verkehrschaos zur Zeit vorstellen, was den gesamten Verkehr wegen der Umbauten betrifft.

Als Frank ankam, machten wir abends ein Ganges-Aarti mit (von denen es jetzt zwei am Main Ghat gibt) und bestaunten die angestrahlten Bauwerke. Diese sind oft noch in fester Affenhand. Auch bei unserem Hotel kommt alle paar Tage eine Affenhorde vorbei zum „Spielen“ – da bleibt nichts unangetastet und wehe, man hat da Klamotten auf dem Balkon hängen.

Am Morgen danach zuerst wieder zum Lassi Shop, dann liefen wir langsam die Ghats entlang gen Süden bis zum Assighat und kehrten in der besten Pizzeria von Varanasi ein.

Durch die Gassen der südlichen Altstadt mäanderten wir langsam zurück und erholten uns in der Hängematte.

Um unser Hotel herum Nähe Meerghat gibt´s in den kleinen Gassen immer noch viel zu bestaunen. Man geht um die Ecke zu Babu´s Shop, schon begegnen einem Gruppen barfüßiger Gläubiger, die zum Nepali Tempel wollen.

Geht man um die andere Ecke, vorbei am Chai- und Joghurt-Shop, sitzt da der Schumacher auf dem Boden, der Schneider in seinem meterbreiten „Atelier“, dann einige Verkaufsläden.

Weiter hinten in der 1,5 m breiten Gasse stehen Männer an an einem Imbiss, davor muss man ein Pissoir passieren, dann kommt ein Minirestaurant mit Masala Dosas und Hinduistischen Devotionalien-Shops, Schmuck und Süßigkeiten.

Und überall Hunde, die die mühselig zusammengetragenen Abfallhaufen vor der Leerung wieder auseinandernehmen. Leider gibt es zunehmend mehr Hunde, die nachts teilweise in wahnsinns Heul-Orgien ausbrechen. Nicht schön.

Nähe Lassi Shop bemerkten wir, dass das Familienfest Holi naht, denn dort in der engen Gasse wurde bereits ein Bonfire zusammengetragen, elches am Vorabend des 10.3. dann angezündet wird. Holi ist das Farbfest, die Familie kleidet sich neu ein. Für Touristen nicht ganz so witzig. Wenn es schlecht kommt, sieht man aus, wie das Mädchen auf dem Foto.Kreuzt man die Strasse wo die Soldaten am Tor stehen, kommt man zum Moslem-Markt, der sich ewig durch die Gassen zieht. Dicht gedrängt muß man sich da durchwurschteln, aber wieder eine andere Welt.

Einen Nachmittag verbrachten wir in der Benares Hindu Universität, wo man bei den Performing Arts zuschauen kann. Ein außergewöhnliches Vergnügen.

Danach hörten wir auch bei den Instrumenten rein und waren erstaunt, wie der Geigenunterricht vonstatten ging. Sehr amüsant.

Am letzten Nachmittag wollten wir eine neue Kneipe eruieren und liefen an den fast ausgestorbenen Ghats entlang zur Nord-Brücke.

Es war ein witziges Restaurant, nur Inder, und endlich mal wieder Flaschenbier! Kingfisher Lager, 180 Rs.- 2,20 €, was ein Unterschied zu 300 Rs. für die 0,5er Dose (3,60€) auf den Rooftops. Dazu gab es lecker Essen, der Kellner freute sich über uns als Gäste und bestaunte unsere Thermobecher.

Zurück mit UBER zu einem Spottpreis. Wir ließen uns wieder am Rand des Godowlia Circles absetzen und sahen uns an, wie sie die Fußgängerzone bauten.

Fotos 45-50

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