Nashik

In Mumbai, Bahnhof Dardar wurde der Zug eingesetzt. Ich ignorierte meine Sitznummer und nahm am Tisch Platz – war auch alles kein Problem.

Als wir relaxt Nashik Road, erreichten – so heißt der Bahnhof etwas außerhalb – und ich die Menschenmassen sah, die dort warteten, war ich platt. Ich hatte dann etwas Mühe beim Aussteigen, denn die Meute wollte schnell rein und sich Plätze sichern. Dem Mann tut heute noch die Brust weh, als ich ihm mit einem Kampfschrei die kleine Reisetasche an die Brust klatschte und ihm entgegen sprang.

Dann gabs wieder Zirkus mit den Tuktuck-Fahrern. Ich wollte die 180 Rs. nicht zahlen. Als ich bei 150 blieb, sagte einer „komm“. Ich muß hier nochmals erwähnen, dass hier viele Menschen gar kein Englisch sprechen. Seine Art, Schleichwege für verstopfte Straßen zu fahren, gefiel mir. Ich lobte ihn, als wir ankamen und hielt ihm 150 hin. Nein, er wollte 180. Ich gab ihm die 150, meine beiden Taschen haben sich die Kerle von Hotel schon geschnappt. Der Driver machte eine Geste als wolle er mir die 150 vor die Füße werfen – oh, so was geht ja gar nicht bei mir. Ende Gelände. Letztendlich ging ich ins Hotel. Aber so was vermiest einem doch gleich alles wieder, oder?

Nächster Zirkus: ich bekam mein Zimmer gezeigt, nicht das schöne ruhige vom letzten mal im 3. Stock, sondern im 2. Stock nahe zur Kreuzung hin – sehr nett, mit Balkon, aber Wände frisch gestrichen mit Giftfarbe. Es stank, ich dachte sofort an Kopfweh und verweigerte es. Ein Stock höher war dasselbe Zimmer frei, da war von Wochen gestrichen, man konnte also atmen. Alles andere sei besetzt – also nahm ich erst mal das.

Es wurde dunkel, ich ging das Terrain auskundschaften. Kneipen, Restaurants usw.

Wie schon oft, ist bei Google einiges falsch eingezeichnet, oder nicht mehr da – aber ich fand was nettes im Souterrain eines Hotels. Ein Angestellter meinte, hier wäre nur Männer. Ich sagte, no problem und marschierte durch, nahm mit einen Tisch ohne Fan über´m Kopf und war begeistert vom Kellner-Speise- und Getränkeangebot. Pro Tisch ein Kellner. Bei der Fluktuation der zeitweiligen Kunden ist das auch nötig, man weiß ja, wie schnell die Inder beim Reinschütten sind.

Ab 23 Uhr wurde es Nähe Kreuzung ruhiger, ich genoss noch einen Absacker auf dem Balkon und ging schlafen.

Morgens ist vor 10 Uhr in Indien fast kein Geschäft offen, ich lief also auch erst dann los. Runter durch die Gassen zum Panchavati, so heißt die Gegend mit Fluss und Ghats. 2014 war ich das letzte mal dort. Es hat sich nicht verändert.

Ich fand einen kleinen Shop mit leckerem Vada Pauw und probierte – Tipp von Surekha. Lecker! Ein erstaunlich knackiges ungesüßtes Brötchen mit fritiertem Kloss, innen Kartoffelmatsche mit grüner Koriandersauce!

Trieb mich noch etwas rum, sah zu, wie kleine Pujas abgehalten und die Asche Verstorbener dem Fluß übergeben wurde und wunderte mich über den aktuellen „Umweltschutz“. Die Gläubigen kaufen ein Blumenset mit Baumwolldocht zum Anzünden, was man auf dem Wasser treiben läßt und welches gutes Karma bringen soll. Kaum hat man das Schiffchen im Wasser, ertönt ein harter Soldatenpfiff, eine barsche Geste mit Stock einem weist einem darauf hin, daß man das Blumengesteck nur in einen 30×40 cm breiten Drahtkorb (siehe Foto) schwimmen lassen darf, damit das Wasser nicht mehr versaut wird. Dieser „Drahtkorb“ wird alle Nas´ lang geleert. Bisschen übertrieben, finde ich, wenn man den ganzen Müll so drum herum anschaut. Nun, ja, es ist ja ein beruhigter Fluss an dieser Stelle, der dort künstlich geleitet wird.

Ich lief durch den Markt an den Stufen und gelangte über die Brücke in den Chouk, die alten Gassen mit den vielen Geschäftchen. Endlos kann man dort gucken, Kontakte knüpfen, fremde Sachen bestaunen. Nach dem späten Mittagessen zurück ins traute Heim und bestaunte die Fest Vorbereitungen für den Shivaji Jayanti, Gründer des Staates Maharashtra, wo Mumbai und Nashik liegen.

Der nächste Tag war mein Wein-Tasting-Tag. Ich fuhr mit dem Tuktuk one way 12 km hin und liess mich bei York Winery absetzen. Dort hat es mir schon 2014 so gut gefallen, sehr entspannt dort, und mit großartiger Aussicht und Ruhe verbunden.

Ich bestellte die kleine Weinprobe für 300 Rs, bestellte einen Käseteller mit Kräckern dazu und schon war ich der glücklichste Mensch. Eine nette junge Dame und ich unterhielten über Weine und mehr, ich aß dabei was (13 Uhr) – keiner hatte Eile. Nach dem letzten Rotwein setzte ich mich noch länger an die Balustrade, genoß den Ausblick, die Ruhe, las und leerte genüsslich mein Glas.

Gegen 15.30 kaufte ich noch einigen Wein verstautet ihn im Rückenrucksack und machte mich auf den Weg zum Nachbarweingut Sula, dem ersten und bekanntesten hier.

Dort angekommen, dachte ich nur – oh – Disneyland. Viele viele Besucher, alles vergrößert und dann noch Eintritt, den man zwar beim Wein verrechnen konnte. Uihjuijui – das war nix für mich. Und ich dachte, ich müsste gucken, daß ich so gegen 16 Uhr mal ne Mitfahrgelegenheit nach Nashik bekomme, dafür war es ein guter Ort. Ich sprach Leute mit Auto an, die mich gerne als Guest of India mitnehmen wollten. Ich saß vorne und als dann die Nachhut eintraf, mussten sich die 3 Erwachsenen mit 2 Kindern hinten rein quetschen, während die Botschafterin von Deutschland es sich auf dem Beifahrersitz bequem machte.

(Mal im Ernst, so wollte ich es nicht – aber da ist nix zu wollen bei den Indern.) Wir hatten eine lustige Fahrt und ich wurde am Rand von Nashik abgesetzt und machte mich die 3/4 Std, zu Fuß zum Hotel auf – was kein Inder niemals verstehen würde – zu Fuß !!!!

Dreimal war ich in meinem Bierrestaurant, die verabschiedeten sich mit Handschlag, die Lieben. Abends wußte ich dann schon, daß mein gebuchter Zug, kommend aus Varanasi bereits 5 Std. Verspätung hatte, da dachte ich, das wird nix meehr. Frank schickte mir nachts noch ne App, da waren es schon 7 Std.

Also beschloß ich, morgens früh aufzustehen und an den Bahnhof zu fahren.

Machte ich dann auch. Es war noch dunkel, nix ls auf der Gass. Ich fand ein Tuktuk, sagte „train station, Nashik junction“, verstand er nicht, machte aber den Meter an und fuhr los. Dank maps.me und google maps kontrolliere ich immer den Weg. Der Typ fuhr in die falsche Richtung. Ich sagte nach 3 Minuten Stop, da stand ein Mann an der Strasse, der kapierte das mit der train station und sagte dann: Nashik Road! Mist, falscher Ausdruck, mein Fehler. Ab da lief alles bestens. Ich ergatterte um 7 Uhr ein Ticket und saß um 7.10 in einen Super Zug, der nur 3 Std. bis Mumbai brauchte.

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