Das Theyyam Ritual

Keralas beliebteste rituelle Kunstform, Theyyam, geht vermutlich auf den Hinduismus zurück und stammt aus Volkstänzen, die während Erntefeiern aufgeführt wurden. Es ist ein sehr lokales Ritual und wird häufig in Kavus (heiligen Hainen) im Norden Keralas durchgeführt.

Theyyam bezeichnet sowohl die Gestalt der dargestellten Gottheit bzw. des dargestellten Helden als auch auf das eigentliche Ritual. Es gibt rund 450 verschiedene Theyyams mit jeweils unterschiedlichen Kostümen, bestehend aus Bemalung, Armreifen, Brustplatten, Röcken, Girlanden und üppigen, aufwändig gefertigten Kopfbedeckungen, die bis zu 6 m oder 7 m groß sein können.

Das Recht, eine bestimmte Gottheit auszuführen, gehört oft zu bestimmten Gemeinschaften. Theyyam Ausführende sind männliche Mitglieder niedrigerer Kasten, die während des gesamten Rituals mit tiefem Respekt behandelt werden.

Während der Aufführungen verlieren die Darsteller ihre eigene körperliche Identität und nehmen die der jeweiligen Gottheit an, die sie darstellen.

Wildes Tanzen und Trommeln schaffen eine Atmosphäre, in der sich eine Gottheit tatsächlich in menschlicher Form manifestieren kann.

Danach sprechen sie mit ihren Anhängern, segnen sie und nehmen auch Opfergaben an.

Theyyams werden häufig gehalten, um Glück zu wichtigen Ereignissen wie Ehen zu holen.

Von November bis April finden in jedem der unzähligen kavus solche Rituale statt.

Ich bin also um 9 Uhr alleine mit einem Tuktukfahrer in irgendein Kaff ca. 12 km von Thottada gefahren. Wir hielten an einem kavu und schon konnte ich ausgiebig überall rumlaufen, gucken und fotografieren. (Mein Tuktukfahrer verzog sich)

In einer Ecke segnete grade ein Gott seine Heilsuchenden, Opfergaben wurden gereicht, einem Huhn der Kopf abgesäbelt, in einer anderen Ecke wurden die Männer bemalt und für ihren Einsatz fertig gemacht. Die Trommler ruhten sich aus, die Frauen fingen an zu kochen fürs Mittagessen. Super interessant. Die Zeit raste. Ich habe viele Filmchen mit dem Handy gedreht, die ich leider hier nicht einbauen kann. Fotos sind da nicht so aussagekräftig, deshalb anbei viele Nahaufnahmen.

Besonders interessant war, daß die Menschen sich den „Göttern“ anvertrauen mit ihren Problemen und deren Ratschläge so voller Inbrunst annehmen.

Ich war ja nur vormittags da und fand, daß die Tanzerei sich im Rahmen hielt. Von In-Trance-kommen konnte da keine Rede sein. Die Zeit von 19-22 Uhr sei vom Tanzen her wilder, aber von der Kostümierung weniger.

Am besten sei die Zeit von 2-5 Uhr morgens, wo die „Götter“ dann übers Feuer laufen. Mein Tuktukfahrer zeigte mir ein Video davon. Erstaunt sah ich, daß „Gott“ von seinen Helfern links und rechts an der Hand gehalten wurde, die nahmen Anlauf vor dem Feuer, liefen links und rechts dran vorbei, Gott zog leicht die Füße an und wurde durch den Schwung übers Feuer gehoben.

OK, heiß war´s immer noch, vielleicht bekamen auch die Füße leicht was ab, aber so wie ich es schon ein-zweimal in anderen Ländern gesehen habe, liefen diese „Götter“ nicht durchs brennende Holz. Dazu muß man schon ganz schön in Trance sein, daß der Körper alles ausschaltet. Aber ich wollte das Ganze jetzt nicht kaputt reden.

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