Ich bin schon das vierte mal in Varanasi, das letzte 2014 und jetzt 2017 – für jeweils zwei Wochen. Was fasziniert mich hier so? Der Reiseführer Lonley Planet beschreibt es wunderbar:
Himmelschreiend bunt, gnadenlos chaotisch und ungerührt indiskret. Die intimsten Zeremonien um das Leben und den Tod finden hier in aller Öffentlichkeit statt. Diese Stadt etwas Magisches, ist aber wirklich nichts für schwache Nerven. Fotografien und Beschreibungen reichen nicht – man muss sie erleben – mit allen Sinnen.
Die ersten Tage verbrachte ich mit meiner Holländischen Varanasi-Freundin Sineke, dann traf auch Günther hier ein, und wir drei trafen uns im Lassi Shop Nähe des Goldenen Tempels Vishwanath in der Altstadt.
Man sitzt auf einem dreckigen Plastikhocker, löffelt ein fantastisches Joghurt z.B. mit Papaya und Kokos, und nimmt am Varanasi-Alltag teil.
Menschen, Lastkarren, Fahrräder, Hunde, Kühe, und leider immer mehr ohrenbetäubend hupende Mopeds drängeln sich durch die 1,5 m breite Gasse. Dann ertönt der Ruf „Ram Ram Satehé“ und eine goldgewickelte Leiche wird vorbei getragen zum Verbrennungsghat Manikarnika.
Baahhh ! Was ist das Leben doch langweilig bei uns dagegen!
Ok, zugegeben – nach einer Stunde muss ich auch mal wieder wo anders hin, um dieser Intensivität zu entkommen! 🙂 Und zwar meist an die ruhigen Ghats, die den Heiligen Fluss km-weit säumen. Wo es kein Hupen gibt und man man den Ganges mit seinem spirituellen Leben geniessen kann.
Nachdem Sineke abgeflogen war, traf Gisela aus Darmstadt ein. Sie reiste bisher nur organisiert, jetzt das erste mal Indien als Travellerin. Und dann gleich Varanasi ! Nicht so einfach – wie sich herausstellte.
Die Orientierung in der Altstadt (z.B. ins Hotel zurück finden) ist sehr schwierig, es gibt Englisch-Sprachprobleme, und alles ist eben unbekannt für sie: wo gibt es Wasser, Simcard, Obst, Geld, Rooftop- und gute Strassenrestaurants, was ist das für ein Essen auf der Menükarte.
Sie wurde hier gleich ins Kalte Wasser geschmissen, aber da mußte sie erst mal durch. Denn ich kann und will auch nicht immer bei ihr sein. Klappt mittlerweile ganz gut. Dass sie offen für alles ist und ihr Dreck und Lärm nichts ausmachen ist ja schon mal die halbe Miete. Sie wußte ja vorher, auf was sie sich einläßt, wenn sie an meiner Art des Reisens teilnimmt. Natürlich ist davon hören und lesen doch wieder anders, als Machen und sich damit auseinander setzen müssen.
Gisela verliebte sich in alle Kühe Varanasis und hat sie bisher bestimmt ca. hunderttausendmal fotografiert, während ich diese (und den Dreck allgemein) kaum noch wahrnehme.
Ich merkte durch sie, wie sehr ich mich schon alles gewöhnt hatte durch das Reisen seit 30 Jahren.
Als erstes gingen wir abends am Dasaswameth Ghat zum Aarti, eine Zeremonie zur Huldigung des Ganges. Wie immer beeindruckend.