Trotz dieser Einwohnerzahl erscheint Santa Clara wie ein großes Dorf. Es ist die Stadt, in der Argentinier Che Guevara begraben ist, eine Künstler- und Studentenstadt und sie gefiel uns auf Anhieb. Etliche „Geschäfte“ und ich bestaunte über die vielen „Supermärkte“.
Wir hatten uns so über die von meiner Schwester empfohlene Unterkunft gefreut, die einen schönen Innenhof hatte – aber leider voll, also wurden wir weiter geleitet. Und irgendwie wehrten wir uns nicht, als wir das Zimmer sahen und registrierten, dann es weder Innenhof noch Dachterrasse gab zum Verweilen. Wir hatten eine Blockade, denn es hätte bestimmt noch andere Casas gegeben. Irgendwann wachte ich aus meiner Betäubung auf, aber dann wollten wir für die 2 Nächte nicht mehr umziehen. (Siehe nächster Bericht Zimmerreservierung)
Schöne Strassen, gutes Ambiente. Staatliche Restaurants und viele sehr nette kleine private Restaurants in der Maceo, viele davon ausgewiesen mit Pesos! Imbiss, Tapas, alles da – und das ganze noch super günstig. Richtig gemütlich war es hier.
Wir landeten im El Mejunje, dort wurde gesungen, getanzt, viele alte Leute, viele Junge, wie herrlich war das. Leider erlebten wir das Spektakel in der abgetakelten Ruine nur eine halbe Stunde, dann war da Schluss – und leider gabs an diesem SA auch nicht die lokale Dragqueenshow. Nicht touristisch sollte sie sein – wie schade. Aber es gab generell viele Musikangebote! Ein Traum – hängt wohl mit der Weihnachtswoche zusammen. Überall Konzerte, Tanzmusik, auch am Plaza Vidal, der eh abends mit jungen chicken Leuten überfüllt war, Sehen und Gesehen werden.
Am 29.Dezember 1958 hatte Che mit weiteren 17 Gefolgsleuten einen schwer bewaffneten Zug des kubanischen Militärs überfallen und in seine Gewalt gebracht. Die Rebellen brachten mittels einem Bulldozer und selbst gebauten Molotow-Cocktails den Zug zum entgleisen, und zwangen die 350 Männer starke Truppe, die sich in den Wagons befand, zur Aufgabe. Lohn dieser erfolgreichen Schlacht war das riesige Munitionslager, das sich in dem Zug befand. Diese Aktion versetzte dem Batista-Regime den Todesstoß und leitete die 50jährige Regierungszeit Fidel Castros ein.
Dieses Freilicht-Güterwagenmuseum sahen wir uns an, unterstützten dann die super netten Leute in einem neu eröffnetes private Cafe in der Nähe an der Strasse namens Kaffeemuseum, welches herrlich dekoriert und bebildert war.
Ein anders Highlight hatten wir am nächsten Tag, als wir um 17 Uhr zu einem kleinen Jazzkonzert in s Museo de Artes Decoatives gingen. Fantastische Musik! Und ich sass direkt vor dem Drummer, der uns danach mit nach Hause nahm, weil ich so gut mitgezappelt hatte. Da es im Zentrum sein sollte, gingen wir gerne mit – mir ist nämlich immer wichtig, auch heimgehen zu können, wenn es seltsam wird. Aber es war super.
Wir kamen in ein offenes Haus, keiner guckte blöd, als Alexis zwei fremde Leute mitbrachte. Alle strahlten und sagten welcome. 20 Leute allen Alters purzelten um uns herum, 20 Namen, Rum und Bier, Essen wurde immer zu uns aufs Sofa gebracht, anfangs die Suppe im Plastikbecher, in dem weise Fettbrocken schwammen und Schweineschnäuzchenteile oder so was ähnliches. (Frank sagte später, es seien Borsten dran gewesen.) Die Suppe probierte ich, der Geschmack war gut, aber essen ging gar nicht – Frank war da tapferer. Dafür bekam ich etwas Rohkostsalat und später noch Jucca zum Sattwerden.
Das ist hier nicht so, dass man zusammen am Tisch sitzt und isst. Alles rennt durcheinander, isst irgendwo und eine Frau stand immer Nähe Herd. Im „Wohnzimmer“ steht der laufende Fernseher, oder der CD Player, ein kleines Sofa, 2 Sessel, da geht eine schmale steile Stiege hoch, die von jungen Mädels besetzt ist wie bei Spatzen. Die meisten Frauen haben hier eklig lange künstliche Fingernägel – auch schon die Mädchen ab 10 Jahren!
Eine Frau konnte ein paar Worte Englisch, zumindest war sie in der Lage, mein Spanisch-Italienisch-Fantasie-Gestottere ab und zu identifizieren. Und ich wollte reden, aber es mangelt an Worten. Wir hatten interessante Themen: Deutschland, mein und Franks Leben, die getrennten Wohnungen, das Einkommen und meine Wohnungsvermietung als Reisefinanzierung und meine Wohnung in der Zeit vermiete, das Flüchtlingsproblem und der ihnen viel zu langsame Wandel Kubas usw.
Irgendwann wurde Alexis langsam duhn, und wir hatten das Gefühl, dass wir uns verabschieden sollten. Viel Spaß noch bei Adressenaustausch und Gruppenfotos und wir kehrten auf dem Rückweg noch auf einen Absacker in unsere Peso-Tapas-Bar ein, bevor wir wieder in unser muffiges Zimmer zurück liefen.