Die erste Nacht verbrachte ich in einem empfohlenen Hostal, hatte dort das letzte Zimmer bekommen. An der Rezeption war ein sauertöpfiger Engländer, der mich zu meinem teuren (24€) Zimmer führte. Vor lauter aufgehängten Bettüchern hätte ich die Tür nie gefunden. Typisch Mann – wie kann man da einen Gast hinführen?
Das Zimmer hatte ein Fenster, aber ich musste erst mal die Betttücher beiseite schieben, bevor ich in die 40 Grad Hitze im Raum mal einen Hauch Luft bekam. Einen Esstipp bekam ich von einer Schwäbin – verlief mich erst etwas, aber dann fand ich doch die tolle Pizzeria, in der ich einen riesigen wonniglichen Salat in mich reinfutterte.
Neben der Pizzeria war das andere Hostal, in dem ich vorher kein Zimmer bekommen hatte – das mit dem Pool. Das schaute ich mir an und entschied mich am nächsten Morgen zu wechseln, obwohl ich jetzt auch beim Engländer ein anderes Zimmer hätte bekommen können.
Es gibt halt immer Vor und Nachteile. Der Preis von 20,- war gleich teuer – Zimmer ohne Bad. Das erste hatte eine Gemeinschaftsküche mit super KS und TK, sogar Eiswürfelbehälter, war nicht so groß – max. ca. 20 Leute. Das mit dem Pool war ein größeres Hostal, hatte zwei schöne Gartenanteile mit Schaukelstühlen und Hängematten, aber keine Gemeinschaftsküche – also etwas schwierig für meine Bedürfnisse. Ich nahm es trotzdem. (*** Komme später nochmal darauf zurück).
Nach meinem Umzug entdeckte ich die Stadt Leon. Leon ist die politischste Stadt Nicaraguas, während der Revolution kämpfte praktisch die ganze Stadt gegen den Diktator Somoza. Sie ist die Hochburg der Sandinisten. Sie ist nicht so „schön“ wie Granada, bietet eher normales Leben, günstigere Preise und hat viele Kneipen mit Livemusik und da sitzen kaum Touristen, sondern Einheimische.
Trotz der quadratischen Aufteilung der Städte (Frank findet so was einfach) finde ich es schwierig, sich zu orientieren. Die Strassen haben nämlich keine Namen, sondern sind vertikal (vom Plan her) in Avenue 4, 3, 2 oder 1 SW, NW usw. aufgeteilt. Die Querstrassen heißen genau so, nur wird statt Avenue das Wort Calle genommen. So was kann ich mir einfach nicht merken. Also Plan in die Hand und gucken, falls ein Straßenschild da ist. Mein Google Maps ist mir keine Hilfe, denn hier macht man das nicht, aufs Handy guckend dem Weg laut Satellit folgen. Zu gefährlich. Und mein Handy würde ich ungerne geklaut kriegen.
Der Markt hinter der Cathedrale war klasse und aß auch gleich gegen 12 Uhr dort. Ich entdeckte ein französisches Cafe mit allem, was das Herz begehrt und halt die übliche Imbissstuben – wenn ich nur das viele Frittierte sehe! Bohnen, Reis, Empanadas, Fritiertes essen die Leute von morgens bis abends. Wer isst Obst und Gemüse, welches es reichlich auf den Märkten gibt?
Leon hat viele viele Kirchen. Die Kathedrale am Parque Central ist die größte Zentralamerikas. Aber sie wie auch die anderen wurden oft zerstört und wieder aufgebaut, außer einer, die im Vorort Subtiava steht. Sie ist aus dem ersten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts und besitzt noch ein typisch gebogenes Holzdach.
Einen Tag machte ich mit dem Chickenbus einen Ausflug nach Las Penidas am Pazifik, einem Surfstrand, der eine halbe Stunde von Leon entfernt ist. Ich staunte über die wenigen Touristen dort und den leeren Strand – zumindest während der Woche. Es war schön windig dort und man konnte Leons Mittagshitze mal entweichen. Surfen lernen ist übrigens auch ein ganz harter Job, ich habe mit den Anfängern richtig mitgelitten.
*** 5 Nächte in einem größeren Hostal ! Erlebte die unglaublich laut sprechenden Canadier und Amis, die Europäer sind eher leise, erlebte, dass die Jungen in den Gemeinschaftstoiletten ihre leeren Shampoos liegen lassen, keinen Müll wegräumen und dass es vielen immer noch nicht bekannt ist, dass man das Klopapier nicht in den Klo schmeißt, weil dieser wegen der schmalen Rohre schnell verstopft. In kleineren Hostals sind öfters ältere Leute, mit denen man schnell in Kontakt kommt, hier baute sich kein Kontakt auf. Die anderen Älteren waren höchstens für 1-2 Nächte da und hauten schnell wieder ab. Habe erst mal wieder genug von solchen Hostals, bin für WG´s in egal welcher Form eben nicht gemacht.
Ich war länger als ich wollte in Leon – wäre lieber nochmal nach Granada zurück – aber es wäre alles zu kompliziert gewesen, denn ich fliege am Sonntag nach Corn Islands, zwei Inseln auf der Karibikseite Nicaraguas.