Ein Abend in Poso

Ich bekam ein anständiges Zimmer in Poso und schaute mich nach dem Duschen etwas um.

In einem netten Restaurant – etwas ansprechender als die üblichen Rumah Makan Dinger – fragte ich nach kaltem Bier für den Abend. Im Ort gibts keins, aber überall am „Strand“, war die Antwort, da käme ich mit dem Ojek (= Motorradtaxi) hin.

War dann noch auf dem Markt und beäugte wie immer das Angebot. Jeder will mit einem reden, jeder fragt immer dasselbe, ich gebe immer die gleichen Antworten. Aber diese sätze kann ich mittlerweile ganz gut auf Indonesich. Man merkt hier deutlich, dass es kaum Touristen gibt.

Fand einen Ojekfahrer, der mich an die Imbissbuden und Cafes zum „Strand“, d.h. ans Meer brachte. Nur mal zur Info, hier war kein Strand, aber ich wollte ja auch nicht baden, sondern Bier trinken.

Aber auch das war nicht so einfach wie vorher angekündigt. Nur ein einziges Cafe hatte Bier im KS, war aber geschlossen. Natürlich nicht richtig. Und so bekam ich ein eiskaltes Bier und setzte mich glücklich hinter die Mauer zum Meer. Ich bekam Augen wie Untertassen als das schöne kalte Bier wie Pissbrühe in mein Glas floss. Ich probierte: der Geschmack war gut, aber halt total abgestanden. Dabei hatte ich doch zugesehen, wie die Flasche geöffnet wurde. Ich sagte dem Besitzer, dass das Bier nicht mehr gut sei und er akzeptierte das ohne Murren. Seltsam. Nun kam er mit einer warmen Flasche Bier. Ich verstand die Welt nicht mehr, denn im KS standen noch zwei weitere Flaschen.

Dann erzählte er mir, dass Indonesier da waren, die 3 Flaschen Bier bestellt hatten. Diese wurden geöffnet, dann zählten sie das Geld und konnten keine bezahlen. Deswegen wurde der Deckel noch einmal drauf gemacht, das Bier wanderte wieder in den KS und wartete auf solch einen Deppen wir mich. Ich war natürlich wieder besserwisserisch deutsch und sagte ihm, dass er wohl jetzt gelernt hätte, die Flaschen bei Indonesiern erst aufzumachen, wenn das Geld auf dem Tisch läge. Angeblich stand das Bier nur einen Tag so im KS, ich glaube eher an 3 Tage, so wie das aussah.

So und jetzt? Warmes Bier wollte ich natürlich nicht, dann kam mir die Idee, Sprite hinzuzufügen, und der Radler war trinkbar – bitzelig und herrlich kalt! Man muss sich nur zu helfen wissen.

Wenn man meint, man könne dann alleine sein Bier geniessen, Tagebuch schreiben oder lesen, der irrt sich. Ich hatte mehr oder weniger die ganze Familie zwei Stunden lang um mich rum. Wir redeten viel (mit einfachen Worten), lachten uns über dies und das tot und das 25jährige Mädel brachte ab und an ein englisches Wort über die Lippen.

Wir redeten über Gott und die Welt, Unterschieden zwischen unseren Kulturen und die indonesischen Eigenarten. Spezialthema war Lernen und Faulheit. Ich versuchte ihnen zu vermitteln, dass es am Anfang auch schwerfallen kann, zu lernen, dass man dann aber Erfolg und Bestätigung bekommt und es einem dann immer leichter fällt.

Auch die fehlende Neugier war ein Thema. Der Indonesier an und für sich interessiert sich für nichts. Es ist zu anstrengend, geben sie selber zu. Nur wenn es einen Unfall gibt, dann rennen sie alle hin. Aber wenn ein Rezeptionist mir sagt, das Hotel sein voll und ich frage nach einem anderen in der Nähe – weiß er das nicht !!!! Dabei ist das nächste vielleicht gerade am Ende der Strasse! Stellt euch das mal vor!

Als der Ehemann des Mädels mitbekam, dass wir Wörter suchten, unseren Kopf anstrengten, sagte er, der nur unseren Wortwechseln zuhörte: oh – mein Kopf dreht sich schon. Er wäre schon vom Zuhören total fertig und müde. Ich sagte, ich hätte auch schon einen speienden Vulkan im Kopf, „Gunung Api“, worauf sich alle wieder bogen.

Späßchen machen haben sie gern – und ich habe wirklich ein Talent, mit meinen wenigen indonesischen Worten „Witze“ zu machen und sie zum Lachen zu bringen. Besser gesagt, ich benutze meine Fantasie und setzte meine Worte an ungewöhnlichen Stellen ein. Kann schlecht Vokabeln pauken, vergesse viel, aber das klappt gut.

Irgendwann erwähnte ich, dass ich noch keinen Transport zum Flughafen hätte, und für das Ojek hätte ich 15 km lang keine Ausdauer mit meinem Gepäck. Der Cafebesitzer sagte, da gäbe es ein Busunternehmen in der Nähe, die das machen. Die wollte ich fragen wegen morgen. Das Mädel sollte mir zeigen, wo das ist, wir wollten hingehen. Dann kam sie mit dem Roller. Ich sagte, aber das ist doch in der Nähe! Nein – weit – 1 km ! Ich lachte mich tot, typisch.

Also fuhren wir hin, regelten meine Abholung am nächsten Tag und er Typ sagte, mein Hotel hätte seine Telefonnummer. Aber ich hatte doch da gefragt – da seht ihr es wieder, niemand wußte wieder was.

Was man hier immer wieder lernt ist, sich um seine Belange selbst zu kümmern, mit vielen Leuten reden und immer die Augen aufhalten . Und nicht nachlassen! Insistieren. Aber das ist natürlich auch anstrengend !

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