Orchha 2

An einem anderen Tag streifte ich auf den Wegen in der riesigen Befestigungsanlage umher und gelangte an den Fluss Betwa, wo sich außer mir und ein paar Kühen keine Menschenseele befand. (Viele Besuchergruppen reisen im Bus an, haken die Sehenswürdigkeiten ab und weg sind sie wieder).


Kam wieder über das Fort zurück bewunderte die vielen Tempelchen und schaute mir dann den berühmten Palast Jahangir Mahal aus dem 17. Jahrhundert an.

Leider verschlechterte sich das Wetter wieder in den folgenden Tagen, es war bewölkt, regnete auch mal und nachts ging die Temperatur wieder bis auf 12 Grad runter. Und das ohne Heizung im Zimmer. Abends, nach dem Abendessen in den halboffenen zugigen Restaurants, behalf ich mir mit Kerzen und Grog. Ich verbrachte diese Tage viel im Bett in „Hut und Mantel“, wurschtelte am Computer, las viel, duschte ab und zu lange heiß und machte einige Kurzausflüge. An einem Abend ging ich wieder ins Fort und genoss die Sound&Light-Show.

Im Lonely Planet wird über ein Projekt in Orcha geschrieben, in dem Homstays in einem nahen Dorf Touristen aufnehmen (Näheres siehe Friends of Orcha: www.orchha.org auch Fotos). Ich hatte mich wegen der kalten Nächte dagegen entschieden, dort ein paar Tage zu verbringen, besuchte aber das Dorf.

Eine Unterkunft gefiel mir, die anderen waren mir einfach zu basic. Außerdem ist es besser, dort zu zweit zu wohnen und schon einige Ideen mitzubringen, wie man sich in die Großfamilie „einbringt“. Leider gibt es meist nur einen Jugendlichen, der etwas Englisch spricht.

Mit einem holländischen Bekannten Kaspar und Marco hatte ich viel Spaß, wenn wir abends zusammen essen gingen. Dass man mal wieder so lacht, dass einem die Tränen die Wangen runterlaufen, hat man ja mittlerweile selten. Und endlich habe ich auch zwei besondere Sadhus fotografieren können – aber ohne Kohle war da nix zu hole.

Kapsar und ich (Marco hatte Blasen am Fuß) wanderten auch mal einen halben Tag im Orchha Nature Reserve herum, einer 44 qm großen Insel, die von den Flüssen Jamni und Betwa umschlossen wird. Man läuft bei Orchha über eine Brücke, die bei Monsun komplett unter Wasser steht und hat einen tollen Blick auf die Kenotaphen. Diese schönen Bauten, die aber nur ein Scheingrab sind, sollen an die Herrscher Orchhas erinnern.

Beim Ram Raja Tempel gibt es viele Ständchen, die Devotionalien und Ketten an Pilger verkaufen. Hinter einer Ecke gibt es einen Garten, wo vorwitzige Kapuzinerkresseblüten durch den Maschenzaun wachsen. Ich griff zu und steckte mir unter aller Blicke eine Blüte direkt in den Mund. Ein Raunen ging durch die Verkäufer. Ich machte deutlich, dass es unproblematisch und sogar lecker ist, aber keiner wollte probieren, bis ich von einer Blüte die Hälfte aß und ein mutiger Mann in die andere Hälfte reinbiss. Dann guckte alles ganz fröhlich – mich werden sie erstmal nicht vergessen, aber ob die Kapuzinerkresse ab jetzt gegessen wird, glaube ich auch nicht.

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