Orchha (Hindi: ओरछा, Orachā)

Das historische Dorf Orchha gefällt mir besser als Mandu, obwohl es ähnlich viele Einwohner hat (9000).

Aber es ist lebendiger, am Fluss Betwa gelegen, voller Tempel, diverser Bauwerke, kleiner Bhojanalaya-Restaurants und guter Unterkünfte.

Mit „Bhojanalaya“ bezeichnet einfache vegetarische Straßenrestaurants mit einer eisernen Bratfläche (Dhaba) auf dem Feuer. Darauf werden Kartoffeln, Kichererbsen, Zwiebeln, Tomaten, Koriander und Gewürze miteinander gemischt und gebraten. Lecker !!! Kostet 20 Rs.

Bleibe hier auch eine ganze Woche. Das Gebiet strotzt nur von von alten Bauten, vielen moslemischen Bauwerken aus dem 17. Jhd. – und das schönste für mich immer ein Fluss – Wasser. Highlights sind Wandern, Radfahren, Baden , sogar Raften, – Ich wollte mich das echt mal  trauen – aber die Leute in den Reiseführern vergessen immer die paar Wochen zu erwähnen, in denen es überhaupt wassertechnisch möglich ist.

Es herrscht wieder Prohibition, d.h. offiziell kein Bier (aber wie oft, wo es Touristen gibt, gibts doch Bier, man muss es aber unter dem Tisch deponieren). Zu verdanken haben wir die Prohibition dem blöden heiligen Ram-Raja-Tempel, dem hässlichsten Bauwerk des Ortes. Aber wie ein indischer Guide so treffend bemerkte, als ich sagte, ich hätte mir den berühmten Tempel als altes Bauwerk vorgestellt. Die Europäer lieben die alten Steine, die Inder lieben neue Bauwerke.

Aber erstmal zurück auf Null (Fahrt von Bundi/Kota nach Jhansi).

Der Sleeper-Nachbus war wieder eine Katastrophe. Wir Touristen kriegen oft die schlechtesten Liegen auf der Hinterachse. Ich habe nur gefroren und durch das Hochgeschleudere kaum ein Auge zugemacht. Noch dazu haben die indischen Kerle um mich herum so laut debattiert, dass ich trotz meiner Ohrstöppsel dreimal den Vorhang lüften musste und „pst pst“ gemacht habe – das verstehen sie zwar ohne Englisch, nutzt aber auf Dauer nichts. Leise reden kennt ein Inder nicht. Und die Inder haben Organe, das ist unglaublich, aber sie sind ja auch alle schwerhörig bei dem Lärmpegel, der sie immer umgibt.

Angekommen um 6 Uhr in Jhansi. Dunkel wars, der Mond schien helle … das wars auch schon. Ich stand im Nowhereland, aber ein hell erleuchteter Teeshop nahm sich der durchgefrorenen Menschen um diese Tageszeit an. Der etwas Englisch sprechende Chef schenkte mir 3 Chai !!!  Irgendwann kam der Morgen, dann stieg ich in ein Sammeltaxi, dass mich erstmal zum Busbahnhof von Jhansi brachte. Dort wartete ich noch eine Stunde, bis die Sammel-Auto-Rikscha nach Orchha  voll war. Wir fuhren zwar in die Sonne rein, aber ich fror die 12 km im Fahrtwind so sehr, dass ich halbtot war, als ich ankam. Zuerst setzte ich mich zu den Kühen auf sonnebeschienene Treppenstufen und tankte Wärme.

Als ich aufgetaut war, rollerte ich 10 Minuten herum und nahm mir in einem Hotel mit Fort-Blick das schönste Zimmer mit viel Sonneneinstrahlung und 24 Std. Heisswasser. Ich handelte den Boss von 1500 auf 900 runter (ca. 10 Euro)  und war glücklich. Buchte für 7 Nächte!

Auf der wunderbaren Terrasse lernte ich dann auch gleich interessante Leute kennen und wir verabredeten uns abends zum Essen.

Es gibt 7 Attraktionen in Orchha, alle aus dem 16. und 17. Jahrhundert:

In der Festungsanlage liegen das Jahangir Mahal, das Raj Mahal, das Raj Parveen Mahal und die Kamelställe und im Ort verteilt der Chaturbhuj-Tempel, die Chhatris und den Lakshmi-Narayan-Tempel.

Durch die Basargassen treibend befand ich mich plötzlich am Chaturbhuj-Tempel. Ein mächtiges Gebäude, wo ich die VIP-Möglichkeit bekam, über die steilen, schmalen Innentreppen  auf das Dach zu steigen. Oben hatte man einen unvergleichlichen Rundblick und konnte die Geier an den Türmen beobachten.

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