Mandu und die Baobabs

Auf einer großen Hochebene, ca. 60 km von Maheswahar entfernt, kann man Indiens schönsten Beispiele afghanischer Architektur besichtigen, und zwar in dem 10.000 Einwohner großen Ort names Mandu.
Nach der Einnahme Dehlis durch die Mongule 1401 errichtete der afghanische Gouverneur Dilawar Khan dort sein eigenes Königreich – so ging das früher hier.
Der Bus fährt durch mehrere schöne alte Gates, bevor man in den kleinen Ort gelangt.

Ich stieg zentral in einer Pilgerherberge ab, die wenigstens kleine Balkone vorwies, wo man mal in der Sonne tagsüber ein Buch lesen kann, denn nachts wirds hier echt kühl. Es gibt Leihfahrräder, mit denen man alle Sehenswürdigkeiten abgrasen kann und zwei Restaurants, die mehr als fritierte Snacks anbieten.


Die moslemischen Ruinen, die die wenigen europäischen Touristen hier in dieses verschlafene Nest lockt, alle entstanden zwischen 1200 und 1600 n.Chr., kann man in drei Hauptgruppen einteilen:

Der Herrscherbereich mit Palästen, luftigen Räumen und wunderschönen Wasserbecken, der Dorfkomplex mit der Moschee, dem Hoshang-Mausoleum und einem Grabmal sowie die Rewa-Kund-Gruppe mit zwei Palästen und einem Pavillion, der auf einer 366 m hohen Klippe steht.

Weiterhin kann man sich die Lohani-Höhlen einen Jain-Tempel und den samstäglichen Wochenmarkt ansehen, zu dem die Stammesvölker der Umgebung ihre Waren feilbieten.

Am ersten Tag radelte ich zu dem Herrscherbereich, von dem das Jahaz Mahal das berühmteste Gebäude der Ruinen von Mandu ist. Insgesamt ist dieser gesamte Bereich eine wirklich schön gestaltete Anlage mit interessanten Bauwerken, für die man schon einige Stunden Zeit einplanen muss.

Auch dort spielte ich natürlich wieder Fotomodell, besonders gut haben mir die jungen Pilger gefallen, die den heiligen Narmada von der Quelle bis zur Mündung abwandern und ggfs. auch den Bus benutzen.

Abends schaute ich mir am Ortsausgang noch eine Ruine (Haus und Laden des Gada Shah*) und das Dehli-Gate an. Ich bestaunte den wunderbaren Ausblick über die Ebene und entdeckte plötzlich überall Baobab Bäume, die ich vorher nur auf Madagaskar gesehen hatte. Strange, oder???

*Gada Shan bedeutet Herrscher der Bettler und soll sich auf einen Rajputenführer beziehen, der ein mächtiger Günstling der Sultane war – so groß und außergewöhnlich war auch sein Haus, das konnte man noch an der Ruine sehen. Der „Laden“ war ein Lagerhaus für Moschus und Safran, welches importiert und mit schönem Profit an die wohlhabende Kundschaft verkauft wurde.

Auf der Fahrt von Mandu nach Dhar, wo ich dann umstieg in den Bus nach Indore hatte ich wieder die menschlichen Begegnungen, die mich hier so anrühren. Der Busschaffner lud mich zum Tee ein, gab mir von seinen Snacks ab, meine Nachbarin studierte jedes Haar an mir – und ich konnte wieder vorne sitzen und hatte alles im Blick!!!

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