Bundi 2. Woche

Im 12. Jahrhundert hieß Bundi noch Hadoti, eine Gruppe von Chauhan-Fürsten von Ajmer machten Bundi zur Hauptstadt ihres Königreichs.

Heute ist Bundi eine bezaubernde Stadt im Süden Rajasthans. Blau gestrichende Häuser der Brahmanen säumen die Gassen, überall sieht man Tempelchen, Basare, Hügel, kleine (teilweise künstliche) Seen, Rooftopsrestaurants, aber keine touristischen Läden wie Klamotten + Schmuck , die mittlerweile strassenweise Ecken wie Goa, Kerala und die bekannten Orte in Rajasthan füllen.

Die Krönung ist ein  alter Palast sowie ein riesiges Fort, das sich über der Seite Bundis erhebt, wo die Haveli-Unterkünfte sind. Diese Gegen ist verkehrsberuhigt, kein laufendes Tuuut-Tuut, sondern es geht etwas gemächlicher zu. Keine Touristenscharen, ich schätze zur Zeit sind so ca. 20 Touristen pro Tag hier zu sehen und die verlaufen sich. Man trifft sich aber öfters und kommt gut miteinander ins Gespräch, was in den touristischen Hochburgen ja gar nicht mehr vorkommt.

Ich liebe Bundi, weil es eine magische Atmosphäre besitzt, die altertümlichen verkommenen Bauten strahlen ein herrliches Flair aus. Normales Leben überall. Die Männer sitzen beim Chai, Schulkinder kommen aus der Schule zurück, die Basare quillen über von einkaufenden Frauen, Obst und Gemüse, kleinen Gewerke. Dazu laufend Pujas aus kleinen Tempeln, eine Musikgruppe läuft durch die Gassen gefolgt von einem Zug Frauen in Saris – ein Hochzeitszug. Alles unglaublich spannend – und hier komprimiert, da Bundi nur ca. 90.000 Einwohner hat.  Meist lasse ich mich treiben, gehe täglich zum Basar und nehme immer verschiedene Wege. Man sieht so viel, was man noch nie gesehen hat. Leider bleiben viele dieser Fragen unbeantwortet – sehr schade.

Ich  machte mit einer Spanierin eine Radtour zu einem nahegelegenen See, dem Jait Sagar Lake. Wir besuchten das Sukh Mahal, einem Sommerpalast eines Rajas, wo der Schriftsteller Kipling einen Teil seines Dschungelbuchs schrieb. Wir umrundeten den See, fanden einen neuen Resort mit Luxuszelten und einem Hochsitz zum Vögelbeobachten, wo wir uns einen Tee gönnten.

Weiter gings zu einem Tempel,Wasserbecken und einem alten Jagdschloss namens Shikar Burj. Es war toll, einfach rumzufahren, überall anzuhalten und sich den Dingen dort zu überlassen.

Da ich zwei Wochen in Bundi bin, während andere Leute ca. 2-4 Nächte bleiben, kenne ich inzwischen auch die Leute, die mit dem bisschen Tourismus zu tun haben und damit deren Maschen. Es sind natürlich immer dasselbe, Sprüche und Versprechungen – nur merkt das keiner, der nur 3 Tage da ist. Man darf sich da nichts vormachen: selten ist da Freundschaft, schlussendlich wollen sie dein Geld.

Da ich immer wieder auftauche und mich einlasse, erlebe ich halt doch viele Enttäuschungen – da kollidiert die asiatische und die europäische Mentalität.
Ich kann da einige Geschichten erzählen. Bei Terminen hetzt man sich ab, um nicht zu spät zu kommen, aber sie machen ihr Ding und es wird aus dem, was man sich zusammen vorgenommen hatte gar nichts. Aber dass ich mich  „indisch“ verhalte, schaffe ich irgendwie auch nicht.

Neue Devise:  nimm die Verabredungen mit den Indern nicht so ernst, halte auch die Termine ein, aber habe immer noch eine Alternative!!!

Einen Ausflug nach Keshorai Patan (mit dem Bus 1,5 Std.) habe ich noch gemacht. Ein hinduistischer Pilgerort mit einem alten Tempel von 1600  am Fluss Chamal gelegen mit schönen Ghats. Ich war die einzige Touristin, die die Leute dort seit Wochen gesehen haben. Es gab überall Volksaufläufe. Und wieder erlebte ich so viel. Die Lehrer der Schule hielten mir die Horden von Kindern vom Leib, ich beobachtete eine Hochzeitsgruppe mit ihren Ritualen am Fluss und konnte die vielen Fotos, die alle mit mir machen oder von mir gemacht haben wollten, kaum abwimmeln.

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