Mamallapuram

Gegen 12 Uhr stieg ich aus dem Bus (von Chennai aus kommend) und versuchte mich zu orientieren. Sogar der neue LP (Lonely Planet, Reiseführer) war schon wieder veraltet, obwohl der Reiseführer erst 1 Jahr alt ist – dann war die Recherche dazu wohl vor ca. 3 Jahren.

Ich sah mir diverse Unterkünfte an und ließ mir Zeit, denn in diesem relaxten Ort wollte ich länger bleiben.

Erstaunlicherweise gab es sogar in der 1. Reihe am Strand schon was ordentliches ab 300 Rs. Ich schaue ja gerne aufs Wasser, aber der strenge Wind vom Meer und die tobenden Wellen waren zu extrem und Baden geht hier eh nicht. Ich beschloss, eher die 2. Reihe zu nehmen und ging zu einem schön gemachten GH (Guesthouse) mit den Pflanzen zurück, was ich als zweites gesehen hatte. Die Mitbenutzung des Kühlschranks war ein zusätzliches Argument. Bekam ein Zimmer für 6 €, hell mit Fenster, geräumig und mit allem, was ich so mag: netter Ausblick (2. Stock), leichter Wind, Sitzgelegenheit draussen, zentral gelegen und ruhig.

Der Ort ist Unesco Weltkulturerbe wegen der vielen schönen Tempelchen mit fantastischen Reliefs und war vom 5. – 8. Jahrhundert ein bedeutender Seehafen und die zweite Hauptstadt der Pallava Könige von Kanchipuram. Nicht zu vergessen das Zentrum der Steinmetze.

In Mamallapuram war ich schon einmal 1998, aber ich erkannte nichts mehr wieder. Es war damals noch ein Dorf mit Touri-Unterkünften, die Strohdächer hatten. Inzwischen weiß ich, dass das ganze Dorf sozusagen um 2 km verlegt wurde, das damalige Zentrum war in der Nähe der 5 Rathas, einer aus einem Fels gehauenen Tempelanlage (Fotos folgen am Schluss).

Abseits der antiken archäologischen Wunder liegt die Travellerecke am tosenden Meer. „Welcome in Backpackistan“. Aber es ist nicht zu überlaufen, die Geschäftchen und Händler sind noch nett und höflich und die Restaurants schenken Alkohol aus, obwohl sie keine Lizenz haben. Ein Travellerparadies hat halt auch Vorteile, man kriegt alles, was man so braucht und die Leute sprechen so gut Englisch, dass sie einem bei Problemchen helfen können. Mir gefällts hier und ich bleibe 1 – 2 Wochen.

Hatte die Unterkunft gut gewählt und schnell die richtigen Leute kennengelernt. (Netzwerk aufgebaut). 4 nette Französinnen wohnen hier (fast das ganze Haus voller Frauen!), der Manager Babu ist unkompliziert und empfahl uns abends ein nettes kleines Rooftop-Restaurant. (Davon gibts hier ca. 20 St.) Sein Freund, namens Joe, sein richtiger Name ist unausprechlich, hat ein kleines Cafe mit wunderbarem Espresso und was er empfiehlt, hat Hand und Fuß und ist keine Abzocke. Erstaunlicherweise sind die wenigen Touris hier fast alle Franzosen.

Inzwischen hatte ich bemerkt, dass meine Vodaphone Simcard außer bei indischen Telefonaten nicht funktioniert. Joe rief bei Support nochmal an, machte auf meinem iPhone, nachdem ich es auf Englisch umgeswitched hatte, neue Settings und endlich funktionierten auch die SMS und das Internet. Aber nicht mit dem Modemstick auf meinem Computer! Das bekamen wir nicht hin.

Joes Gewurschtel, unsere vergeblichen Versuche mit dem Modem und ein Gang zum Computerladen kostete mich einen halben Tag. Ich habe zwar Zeit, aber das alles nervt schon sehr. Da ich Frank nun per Handymail erreichen konnte, bekam ich auch schnell dessen Lösung: mein Iphone als Hotspot nehmen, also an den Computer hängen, und es wie WLAN, WIFI benutzen. Und ich bekam es hin !!!!!!! Juhu!

Nun aller Sorgen ledig streifte ich genüsslich durch den Ort, aß in einem Fastfoodrestaurant – von Fast Food keine Spur – lecker Paneer Butter Masala zu einheimischen Preisen (1 €) – unterhielt mich mit den Leuten auf der Strasse und hatte viel Spaß. Und meine tägliche Kokosnuss ist ein Muss ! Die bekam ich auf dem Weg zum Standtempel, wo es auch einige Steinmetze gab. Den Shoretempel guckte ich mir von außen an und endete am Strand des Travellerviertels.

Mein momentaner Tagesablauf ist Aufwachen, Lesen, Duschen, ein Espresso Macchiato bei Joe im Freshly Hot Cafe, Rumlaufen, mit Leuten reden, mittags in das kleine Fast food Lokal. Mich treiben lassen. Mal ein Fahrrad mieten, mal zu Fuß zu den Tempeln laufen. Nicht schlecht, oder?

Heute besuchte ich die 5 Rathas und gönnte mir sogar einen Führer. Und der war es echt wert. Die 5 Rathaus wurden aus einem einzigen Fels (eher einem Berg) gehauen und waren bis zur Freilegung durch die Briten vor 200 Jahren vom Sand verborgen. Die 5 Tempelchen ähneln steinernen Wagen und sind jeweils einem anderen Hindugott gewidmet. Da die Hindugötter laufend ihre Gesichter und Figuren ändern kann ich mir deren Namen schlecht merken. Aber dank netten Führers beeindruckte mich Parvati/Durga, umgeben von zwei Betenden mit vier dickbäuchigen Engeln am Himmel. Ist ja fast wie bei den Marienbildchen! Und dann gabs noch eine Figur, die halb Mann, halb Frau darstellte – aber vertikal getrennt. Ohne meinen Führer hätte ich das nicht bemerkt, ich dachte, die eine Brust hätte man abgehackt, wie anderswo Nasen und Köpfe bei den Tempelfiguren.

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