Besuch einer indonesischen Highschool

Nachdem ich den jungen amerikanischen Lehrer Chris kennengelernt hatte, der ein Jahr hier als Nativspeaker Englischunterricht erteilt, beschloss ich, mir das vor Ort doch mal genau anzusehen.

Wie ich inzwischen weiß, haben die 14jährigen Jungs und Mädels, die mir auf der Gass´so begegnen, all seit 4-5 Jahren Englischunterricht, können aber keinen Satz sprechen oder einem verstehen. (Und letzteres liegt nicht an meinem Englisch!)

Also machte ich einen Termin mit Chris aus und besprach mit ihm, dass ich seinem Unterricht nur mal zuschaue. Das Ergebnis war unerfreulich.

Er hatte kleine Aufgaben in Form von 2 Sätzen als Hausaufgabe aufgegeben, sah sie bei Schülern (ca. 30!) einzeln durch. Dann forderte er sie auf, 2 neue Fragen dazu zu formulieren und die Blätter dann mit dem Nachbarn auszutauschen. Was er genau wollte, verstanden weder ich noch die Schüler. Es gab viel Unruhe, der Lautstärkespiegel stieg, niemand fragte oder sagte was, und Chris sah bei einzelnen mal auf Blatt. Dann war die Stunde rum. Langweilig und irgendwie nutzlos, da die meisten Schüler Späßchen miteinander trieben oder schwätzten.

Dann traf ich die Deutschlehrerin und machte für morgen mit ihr und der Sprachenklasse einen Termin. (Wieso die hier Deutsch lernen ist mir übrigens auch ein Rätsel, aber egal.) Also ging ich nochmal zur Schule, Chris, die Lehrerin und ich unterhielten uns kurz im „Lehrersaal“. Dann sollte ich warten, weil sie noch mit irgend jemandem reden musste.

Ich, Geduld und warten – keine gute Kombination. Also strich ich im Garten der Schule umher und entdeckte die Sprachenklasse (nur Mädchen übrigens) selber, da ja ohne Lehrerin.

Also fasste ich mir ein Herz und marschierte rein. Fragte zuerst und sagte dann, ich sei die, die man ihnen angekündigt hatte. Dann beschloss ich, ein Spiel zu spielen. Die Schülerin, die gerade an der Tafel was auswischen wollte, hatte Pech, sie war das erste Opfer.

Sie war die deutsche Touristin Birgit in Saparua. Ich spielte die Homestaybesitzerin Nona. Es ging um 3 Dinge. Birgit will nach Ambon fahren, will ihr Zimmer bezahlen und fragen, wann die Fähre nach Ambon fährt.

Die Mädchen staunten und lachten. Dass man sowas als Tourist machen muss ! Ich sprach ihnen das auf Bahasa, Englisch und Deutsch vor, spielte dabei noch etwas Kasperletheater und hatte einen Riesenerfolg. Sie lachten, waren bei der Sache und kapierten endlich mal, wozu das Erlernen einer fremde Sprache gut ist.

In der Zwischenzeit waren Chris und die Lehrerin dazugekommen, staunten, fanden mein Intermezzo aber klasse.

Danach sollte ich in langsamen Deutsch ein Stück Reise erzählen, damit sie wissen, wie sich Deutsch als Muttersprache anhört. Ich wählte die Reiseroute und sprach ganz langsam: von Darmstadt zum Flughafen, nach KL, umsteigen nach Makassar, Weiterflug nach Ambon kaufen Hotel suchen, übernachten, in Ambon am nächsten Tag ankommen, wieder ein Hotel suchen, dann mit der Fähre nach Saparua fahren.

Danach, um das ganze aufzulockern, erzählte ich dasselbe nochmal auf Saarbrigger Platt – ne, Späßchen – in normaler deutscher Sprachgeschwindigkeit und alle brachen in Lachen aus. Und in „meiner Stunde“ hat keiner rumgeschwätzt !

Das Ende von Lied war, dass ich ganz befriedigt mit Afrikamusik im Ohr zum Städtchen zurück tänzelte und das Gefühl hatte, jetzt haben sie mal mitgekriegt, wofür man Sprachen lernt und was so ein Tourist treibt. Man muss den Unterricht nur interessant gestalten (ich hatte da gute Lehrer-Vorbilder in meiner Schule damals.) Für Chris und Mrs. Willie war das auch mal was ganz Neues, vielleicht beziehen sie mal ein Rollenspiel in ihren Unterricht ein.

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