Viele Lehrer

Es ist jetzt ca. 20 Uhr hier, das heißt, Frank müsste inzwischen in FFM gelandet sein. Die vertrauten Benzindüfte sind mal wieder übermächtig, da viele kleine Boote bei der Ankunft der Fähre aus Ambon eingelaufen sind.

Nachdem Frank abgeflogen war, habe ich gedacht, ich könnte täglich etwas mehr Indonesisch lernen. Unklugerweise erwähnte ich das bei dem Lehrer der Highschool mit Kurznamen „Man“ sowie bei dem netten Schwulen, der einen Handyshop betrieb.

Am nächsten Tag hatte ich zwei „Lehrer“. Anfangs dachte ich noch, auch gut, dann mache ich eine Stunde mit dem, eine Stunde mit der Frau von der Primaryschool. Das blöde war natürlich, dass beide vormittags Schule haben, wenn ich am aufnahmefähigsten bin.

Den Anfang machte der Highschool-Lehrer, bei dem ich auch schon 2 x beim Unterricht war.

Er kam um 16 Uhr und hatte seine Vorstellung von Unterricht mit mir. Ganz schlecht, denn ich hatte mittlerweile meine Kritik an seinem Unterricht, und was mir dermaßen gegen den Strich geht, ist diese Auswendiglernerei hier im Unterricht.

Die Schüler leiern ihren Text vor mir runter, und ich habe den Eindruck, dass sie oft nicht verstehen, was sie sagen. Wenn ich ihren Redefluss unterbreche, und eine Gegenfrage stelle, sind sie völlig aus dem Konzept gebracht. Bei dem Lehrer kommt natürlich auch noch hinzu, dass er selbst viele Fehler in Englisch macht, die ich eigentlich korrigieren müsste, aber oft abwägen muss, ob ich ihn damit vor seiner Klasse bloßstelle.
Und als er hier ankam und solche Ausdrücke wie „Guten Morgen, Guten Abend“für mich aufgeschrieben hatte, war ich etwas enttäuscht. Denn das brauche ich nun wirklich nicht mehr zu lernen. Seltsam eigentlich, da er ungefähr weiß, was ich kann. Aber das Einfühlungsvermögen zu haben, was ich lernen muss für eine normale Konversation, kann ich vielleicht wirklich nicht erwarten.

Da ich am Morgen Kinilao (rohen Tuna, „gegart“ mit Lemon usw. in Kokosmilch) gemacht hatte, war mein Ziel, das Rezept mit Gebrauchsanweisung auf Indonesisch aufzuschreiben (Vielleicht bringe ich ja auch die Leute laufend aus dem Konzept!).

Da er mich so powerful und lustig findet, meinte er, er müsse mich nun eine Woche lang jeden Tag sehen. 3 Tage lang spielte ich dieses Spiel auch mit. Dann bemerkte ich bei mir ein gewisses Widerstreben, fühlte mich plötzlich meiner Energien beraubt, konnte keine Vokabeln lernen bzw. es blieb nichts hängen, außer dass ich viele neue Wörter mein Vokabelheft schreib. Das Gefühl kannte ich. Das habe ich immer dann, wenn sich jemand Negatives an mich hängt und ich von meiner Lebensfreude abgebe und abgebe. Höchste Zeit, wieder nach mir zu gucken und meine Balance wieder herzustellen. Und heute zog ich dann die Reißleine und simste ihm, dass das Date um 18 Uhr flach fällt und ich den Indonesischuntericht erst mal aussetze.

Den anderen Termin mit der jungen süßen Lehrerin Aju ließ ich bestehen, sagte ihr aber auch, dass ich meine Kräfte überschätzt habe und nicht mehr so viel machen wollte. Trotzdem zogen wir noch einmal zusammen mit dem netten Handyshopbesitzer und Universitätsstudent Alfan los. Wir klapperten hier im Suq jeden Laden ab, und ich schrieb mir die wichtigsten Wörter, wie Mülleimer, Teller, Schüssel usw. auf. Sie zückten ihre Notizbücher und schreiben alles auf Englisch und Deutsch mit. Die Leute staunten über unser Team und lachten. Das ganze munterte mich sehr auf. Und nachdem ich sie zu Cola und Bier eingeladen hatte, erwähnten sie mir gegenüber auch die Anfeindungen im Dorf, denen sie sich aussetzen müssen – Anlass waren diverse Bemerkungen auf der Gasse, die ich natürlich nicht verstand. Sie bezogen sich auf „Geld von Ausländern“ und auch darauf, dass sie mich leider im Beisein von den beiden nicht bei den Preisen bescheissen können. Alfan und Aju sind wirklich ehrliche Häute – ist hart für sie … aber wirklich helfen kann ich da auch nicht. Sie müssen ihr eigenes Selbstbewusstsein entwickeln, denn sie sind super gut im Aufnehmen von Sprachen, kombiniert mit einem herzlichen ehrlichen Wesen Fremden gegenüber und werden damit auch ihren Weg machen.

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