Saparua

Bin endlich mal da angekommen, wo ich mental hin gehöre und werde eine Woche mindestens bleiben. Saparua, ein Paradies – aber in jedem Paradies gibt es auch eine Schlange. (Bisher glücklicherweise noch nicht entdeckt).

Leider klappte das mit unserer Überfahrt von Seram am Sonntag nach Saparua nicht, da es kein Boot gab. Diese Information bekamen wir von einer netten Englischlehrerin namens Dela Samstag Abend, so dass wir wenigstens nicht unnötigerweise um 5.30 Uhr aufstehen mussten. (Was ich bisher zu unchristlichen Zeiten aufstehen musste, geht auf keine Kuhhaut, aber wir sind ja auch oft in der Moslemgegend!)

Sonntags zeigte uns Dela einen netten kleinen Strand, an dem man toll schnorcheln konnte. Danach besuchten wir ihr Haus und besichtigten ihre drei Jungs. Ihr – wie vielen anderen – ist der Ehemann abgehauen. Sie lebt mit Muttern, 2 Schwestern und ihren Söhnen im Haus ihrer Tante und muss schauen, wie sie klar kommt. Aber sie hat wenigstens noch einen Job als Lehrerin. Sie erzählte auch von ihrer Klasse, der sie versucht, Englisch beizubringen. Sie meinte, es sei sehr mühsam, die Kinder seien so unmotiviert und zu faul zum Lernen.

Ist ja auch anstrengend, den Kopf zu aktivieren, das kriege ich oft gesagt, wenn ich frage, warum sie nicht anfangen, diese recht leichte Sprache zu lernen. Neugierde und Spaß am Lernen und bei Erfolgen, Bestätigung zu erhalten, muss man wohl anerzogen und vorgelebt bekommen. Die meisten Menschen hier können sich noch nicht mal in jemanden rein versetzen, der in einer neuen Sprache herumstottert – sie kennen das nicht und haben kaum Verständnis dafür, dass man kein Indonesisch sprechen kann.

Am 15.11. standen wir um 6 Uhr am Bus- und Bemo-Bahnhof und kamen um 6.30 Uhr in Namano an. Dort standen schon einige Leute, wir trugen unsere Namen in eine Liste ein, ein Mann sammelte Geld ein – meins wollte er aber nicht, seltsam. Später, sagte er.

Dann kam ein Boot und mir fielen fast die Augen aus dem Kopf: ein super kleines Speedboot für 30 Leute! Mittlerweile standen ca. 80 Passagiere herum. Die ersten gingen schon auf das Boot, als noch ein zweites in der gleichen Größe ankam. Darauf wollte wir aber spätestens. No way. Dessen Passagiere zeigten uns plötzlich blaue Tickets, die man angeblich bei dem Mann mit der Liste bekommen konnte. Hat man uns weder gegeben, noch uns was davon gesagt. Ein etwas Englisch stotternder Mensch vertröstete uns auf ein 3. Boot, wir glaubten ihm – hatte er aber nur gesagt, weil wir mit dem „Listenmann“ anfingen zu streiten.

Das 2.Boot lag immer noch da und man sagte, dass die Besatzung erst mal im Ort Sprit holen musste. Inzwischen erfuhren wir auch, dass der nette Listenmann mich angewiesen hatte, unsere Namen da hin zu schreiben, was für das 3. Boot galt, welches heute gar nicht kommt, erst morgen !!!!!!!!!!!!!! Ich hätte also unsere Namen für morgen eingetragen! Was ein unverschämter Kerl! Ich kriegte einen Anfall.

Wir waren früh genug da gewesen, um sogar ins 1. Boot zu kommen. Ich sagte zu Elisabeth, dass ich, egal wie, mit dem Boot Nummer 2 mitfahren würde. Als der Sprit kam, redete ich auf einen etwas maßgeblich erscheinenden Mann ein und sagte, dass wir seit 2 Tagen auf dieses Boot warteten und unbedingt heute noch nach Saparua müssen, weil wir das Hotel usw. reserviert haben.

Er hörte mir wenigstens schon mal zu, also holte ich meinen Rucksack, kramte 100.000 aus der Tasche und hielt sie ihm vor die Nase. (Nur zur Info: 40.000 kostete die Fahrt, ich wollte ihn mit dem Hunderter bestechen, die 60.000 waren mir die Fahrt allemal wert, wir sprechen von ca.5 €). Er schaute irritiert, dann kam der Listenmann mit Elisabeth. Sie hatte auch die ganze Zeit auf ihn und Umstehende eingeredet, und er musste sich vor denen langsam rechtfertigen, warum wir nicht auf dem 1. oder 2. Boot waren.

Und plötzlich geschah das Wunder: der Listenmann nahm meinen Hunderter, zückte 10.000 Wechselgeld und gab sie mir. Ich kapierte sofort, wir waren auf dem Boot, bezahlt ist bezahlt. Ich sprang mit meinem Rucksack aufs Boot, rief Elisabeth zu, sie solle sofort mit ihrem Gepäck an Bord kommen und verschwand unten in der kleinen offenen Kabine. Es gab dann noch Zirkus wegen Plätzen, ich reagierte nicht mehr, sie hätten mich da raustragen müssen. Als das Boot endlich ablegte, war ich fix und fertig. Was ein Kampf ! Wie wir schon lange wissen, darf man sich zwar in Asien nicht aufregen und rumschreien, um sein Gesicht nicht zu verlieren, aber manchmal muss man doch massiv auftreten, damit sie einem nicht unterbuttern.

Als wir nach einer Stunde auf Saparua anlegten, fing es an zu regnen und wir und die Rucksäcke wurden auf dem Bootsanleger ziemlich nass. Dieses Jahr ist das El-Nino-Jahr und das Klima spielt etwas verrückt. Bereits im Januar 2010 wunderten sich die Leute auf Bali, dass keine richtige Regenzeit kam und nur ab- und zu mal ein Schauer. Ich hatte letzten Nov./Dez. fast gar keinen Regen, und dieses Jahr im November schauert es oft.

Tja, glücklicherweise hörte der Regen bald auf, wir ergatterten ein Bemo und die verdiente Glückssträhne begann. In der bestgelegenen Pension Dursteede in Kota Saparua bekamen wir zwei große ordentliche Zimmer (von vier) mit kleiner Terrasse und Blick auf einen traumhaften Sandstrand, der 10 m weiter beginnt. Und der Preis haute mich fast um: 5 Euro mit Frühstück.

Abendessen kann man vorbestellen und mit Blick zum Strand essen, kaltes Bier ist avaiable, um die Ecke rum ist ein Dorf, wo man auch essen und einkaufen kann. Ein deutsches Paar gab mir 3 neue Bücher – was braucht man mehr? Hier gehe ich erstmal nicht mehr weg!

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