Nasik zum zweiten

Tja, was mache ich in dieser herrlichen Stadt den ganzen Tag – und mittlerweile fast die ganze Woche?

Nach dem Aufwachen koche ich mir mit einem Tauchsieder einen Kaffee. Dann lese ich im Lonely Planet über meine weitere Ziele in Indien, gucke dazu auch im Internet und genieße es einfach, morgens vor mich hin zu gammeln. Ich suhle mich in Wohlbefinden: was gehts mir gut, habe keinen Dünnpfiff, keinerlei Schmerzen und was hab ich ein Glück, so was machen zu können. Noch dazu die herrliche Wärme und jeden Tag blauen Himmel!

Meist ziehe ich ca. 11, 12 Uhr los, oft esse ich dann Obst oder was Frittiertes auf der Strasse, trinke irgendwo einen Chai und laufe weiter. Kaufe ein, informiere mich, erkunde den Ort, so dass ich weiß, was ich wo bekomme. Ich bestaune neue Dinge, die ich noch nie sah, rede mit den Shopbesitzern, den Leuten, fotografiere und irgendwann zwischen 13 und 14 Uhr ende ich meist in einem einfachen Restaurant und esse was Vegetarisches.

Sehr erfreulich ist auch eine nicht zu verleugnende Tatsache, dass einem viel Bewunderung und Bestätigung zuteil wird – ohne was dafür zu tun! (Kennt man ja sonst nicht so). Egal, wie ich auch auf dem Kopf aussehe oder durchgeschwitzt von oben bis unten bin  – oft sagt jemand „you are so beautiful“. Wow! Das kommt oft von Frauen, wenn man mit ihnen ins Gespräch kommt.  Dabei sehen diese Schönheiten selbst alle aus wie indische Prinzessinnen!

Man ragt halt aus der Masse heraus – nicht in Goa, aber in Nasik – denn hier gibt es fast keine ausländischen Touristen. Und ich muss schon sagen, dass man so positiv gesehen wird, geniesse ich sehr! Bei uns guckt doch keiner mehr nach einer zugemummelten Endfünfzigerin auf einem alten Fahrrad. Die Deutschen haben ja gar keine Zeit mehr, jemand im Vorbeigehen freundlich anzulächeln. (Ok, im Sommer ist es besser, ich gebs ja zu).

Das einzige, was mir hier wirklich fehlt ist ein Café zum Sitzen und Scheiben. In den Esslokalen ist es nämlich Brauch, dass sie einem, wenn man fertig gegessen hat, gleich die Rechnung bringen. Da kann man nicht bleiben. Und in meinem Zimmer habe ich nur einen tiefen Tisch und einen gleich hohen Stuhl, so dass einem nach einer halben Stunde am Computer das Kreuz durchbricht.

Gegen 17 Uhr streife ich im weichen Sonnenlicht an den Ghats oder in den Marktstrassen herum, besorge mir ein chilled beer im Wineshop, gehe es genüsslich in meinem schönen Zimmer mit Ausblick trinken und überlege, was ich später wo essen gehe.

An drei Abenden war ich am Fluss auf dem Konzert, aber gegen 22 Uhr werden hier die Bürgersteige hoch geklappt und ich gehe heim. Mache es mir gemütlich, maile, schreibe, bearbeite Fotos oder skype und geniesse dazu ein kleines Fläschen Nasikwein! Zu Lesen bin ich seit Goa nicht mehr gekommen. Zu viele  Eindrücke in dieser tollen Stadt.

Außer den seltsamen Backe-Backe-Kuchen-Geschichten der Priester und Pilger habe ich noch etwas sehr interessantes am Fluss unten beobachtet:

Einige Leute bringen eine Urne mit und schütten die Asche ins Wasser. Oft bleibt aber noch was übrig. Dafür gibt es die „“Goldwäscher“. Es ist wohl nicht immer nur Asche, sondern auch mal kleine Knochenstücke, die da übrig bleiben. Diese Leute sieben das aus und hoffen, Gold, Münzen oder Schmuck dazwischen zu finden.

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